Also um das gleich klar zu stellen: Es heißt PLÜNNEN und nicht Plünnefahrt. Einen Fluss namens Plünne gibt es nicht.
PLÜNNEN bedeuten Kram, Sachen. Und gerade diese Sachen: der Campingkram, Kleidung und sonstiges Gerödel mussten wir jeden Tag zusammenpacken, im Kajak verstauen, um dem Lauf der Havel über 10 Tage zu folgen.
Ich habe das erste Mal 2015, von der Plünnenfahrt gehört, als es noch ein Projekt.
Ich traf den Organisator im letzten Jahr auf der 11 Städte Tour in Friesland und dann wurde es für mich konkret: In 2023 zur 6. Tour will ich dabei sein. Im Laufe des Jahres erkundigte ich mich nach dem genauen Datum und als das im Oktober feststand, meldete ich mich an und konnte auch 3 Vereinskameradinnen für die Fahrt gewinnen.
Im April wurden dann detaillierte Informationen verschickt, die zeigten, hier ist ein erfahrener, verantwortungsbewusster Fahrtenleiter am Werk.
Wir 4 Frauen aus Flensburg reisten umweltschonend mit dem Trailer der Paddelfreunde an. Es sollte ganz entspannt losgehen, weshalb wir uns schon am Freitag auf die Straße begaben.
Einen Dämpfer bekam unsere Stimmung durch den Blick auf die Wetterkarte: sehr viel Wind aus Osten und Regen für die nächste Woche. Zum Glück kam es nicht ganz so arg, nur der Wind blieb uns treu.
In Kratzeburg, dem Startpunkt der Tour, war nicht so viel los, immerhin in der Meierei gab es selbst gemachtes Eis und Käse und Kuchen. Und hier sieht man die Havel noch als Rinnsal.
Samstag wurde noch einmal das Gepäck gesichtet und manches warme Kleidungsstück, wie Trockenanzug und Aquashell aussortiert, Mut zur Lücke, es ist immerhin schon Mai!
Dann setzten die Fahrer die Autos nach Havelberg zum Endpunkt der Tour um.
Der Rest unserer Gruppe unternahm einen Spaziergang um den See. Es lag ein langer regnerischer kühler Tag vor uns und wir hatten Zeit!!!
Am Abend trafen wir die restlichen Teilnehmer und den Fahrtenleiter.
Die Teilnehmer kamen von Eider, Nordsee / Ostfriesland, Freesland / Niederlande, Berliner Seen, Havel, Rhein und Donau und der Flensburger Förde.
Start am Sonntag um 9 Uhr - ist das zu schaffen, passt wirklich alles in mein Boot? Diese Gedanken und was ich noch anziehen könnte um nicht zu frieren, beschäftigten mich in der Nacht.
Denn die Nächte waren bis zum Schluss kalt, aber das Problem des Frierens hatte auch der Letzte der Gruppe am Ende der Reise gelöst. Denn es stellte sich heraus, das alle eine dünne Daunenjacke dabei hatten, die auch hervorragend als Schlafjacke genutzt werden konnte.
Es war zwar knapp, aber tatsächlich Punkt 9 Uhr waren alle im Boot und die Sonne schien! Jetzt noch ein Gruppenfoto und dann „ALLE MANN LOS“
Wunderschöne kleine Seen, schmale Flussläufe, überhängende Bäume, Vogelgezwitscher…
Natur pur und kaum jemand sonst unterwegs, dazu Sonnenschein.
Verschiedene Umtragen, wie Lorenbahn und eine nicht-funktionsfähige Schleuse machten die erste Etappe doch relativ anstrengend.
Schon am ersten Tag zeigte sich welch ein Glück wir mit unserer Gruppe hatten.
Es gab guten Zusammenhalt und so wurde jedem der Hilfe brauchte, geholfen.
Nur der Wind war gegen uns!
Wir erreichten Wesenberg bei Sonnenschein und hatten schnell unsere Zelte aufgestellt, denn es lockte das Abendbier oder etwas ähnliches, bevor es zum Essen / Ortsbesichtigung ging.
Der Tagesablauf war fast immer gleich:
Witzigerweise ergab es sich, dass die Männer immer zusammen frühstückten und danach ihre Plünnen zusammenpackten, während die Frauen erst packten und dann frühstückten. Aber am Ende waren alle zum Start um 9 Uhr fertig. Nur in Brandenburg starteten wir früher um die anstrengende Fahrt über den Breitling mit weniger Gegenwind bewältigen zu können. Leider war dem nicht so...
Alle 2 Stunden gab es eine Pause. Bei der Gelegenheit besuchten wir nette Städte wie Fürstenberg, Himmelpfort, Zehdenick, Werder.
Oder wir kehrten in einem Café ein, legendär der Kuchen und das Eis in Pritzerbe.
Die Planung war so flexibel, dass Wünsche der Gruppe berücksichtigt werden konnten.
Je nach Streckenlänge und Wind erreichten wir unsere Übernachtungsplätze rechtzeitig um auch die Etappenorte noch erkunden zu können. Außer in Rathenow, da wurde es ein Nachtspaziergang, weil wir Frauen unbedingt die S-förmige Brücke über die Havel sehen wollten.
Die Plätze selber waren von sehr rustikal bis komfortabel, in Ketzin verzichteten wir auf die Dusche und der eine oder andere ging mal schwimmen. Zur Unterhaltung trällerte der Pirol sein Lied über unseren Zelten.
Häufig durften wir zu Gast sein bei Vereinen, die ihre Bootshäuser für uns öffneten.
Abends bestand fast immer die Möglichkeit irgendwo essen zu gehen, außer in Burgwall und Ketzin, aber verhungert ist auch dort niemand.
Im weiteren Verlauf der Tour änderte sich der Fluss, wurde breiter und wieder schmaler, bekam Zuflüsse, durchquerte Seen und wurde auch zum Kanal mit Schleusen.
Die letzten 40 km überraschten dann mit Stauwasser und weiten Überschwemmungs- gebieten. Wir sahen viele Schwäne, die Raubvögel kreisen, hörten Kraniche schreien und immer wieder waren Kuckuck und Teichrohrsänger zu hören.
Es waren 2 Ruhetage in Berlin beim Kanuclub Zugvogel Berlin e.V. eingeplant.
Der erste Tag war zur Erholung oder für einen City-Besuch reserviert und der 2. Tag für „Quer durch Berlin“, die innerstädtische Spreefahrt, die in diesem Jahr zum 3. Mal stattfand.
Wir durften uns der Vereinsfahrt der Zugvögel anschließen und erlebten bei bestem Wetter das Regierungsviertel und die Museumsinsel und den Alex von seinen schönsten Seiten.
In geselliger Eintracht beendeten wir diesen Tag mit den Mitgliedern der Zugvögel beim Grillen und Klönen. Vielen Dank für die Gastfreundschaft!
Und hier noch Kommentare von Mitfahrer*innen
„Da ich ja zu 60% Strömungspaddler bin, war diese Fahrt für mich schon was Besonderes. Hervorragend organisiert und sehr abwechslungsreich. Große Seeüberquerungen, schmale und breite Havel, Gegenwind, Umtragen und viele Schleusen. Also alles dabei was zum paddeln dazu gehört. Zudem eine tolle Truppe von sehr guten Paddelfrauen und Paddelmännern. Ich werde diese Fahrt in guter Erinnerung behalten.“
„Es
war eine sehr gut organisierte Tour, die mir viel Spaß gebracht hat!
Ich hatte viele nette Gespräche mit anderen Teilnehmern*innen.
Der Zusammenhalt der Gruppe war sehr gut, was sich besonders an
den vielen Umfragestellen gezeigt hat.
Ich werde die
Havel-Plünnenfahrt in sehr guter Erinnerung behalten.“
„Wie
so oft, wenn ich denke, oh nein, wo bin ich hingeraten, werden es am
Ende tolle neue Erfahrungen:
das
Gleiten durch den Müritz Nationalpark, zu spüren, was ich leisten
kann, (die 45km Tagesetappen hatten mich echt besorgt), am Ende kein
Problem, der
lockere Austausch in der Gruppe. Von allen Teilnehmern konnte ich
etwas mitnehmen (von Paddeltechnik bis Packtricks, manchmal
Lebensgeschichten), die
Hilfsbereitschaft in der Gruppe, das Auf und Ab der Rastplätze (mal
bequem und geradezu deluxe, manchmal etwas schroff), die
Gastfreundschaft der Vereine, die ihre Bootshäuser öffneten.
Wie
immer auch die Erfahrung, sich einem Ort vom Wasser aus zu nähern
und eindrucksvolle Städte (Brandenburg, Rathenow!) vom Wasser aus zu
erkunden. Vielen
Dank an alle Mitpaddler*innen und besonders an den Fahrtenleiter.“
„Hervor zu heben ist die große Hilfsbereitschaft in der Gruppe an jedem Punkt der Fahrt. Trotzdem mussten zwei Teilnehmer*innen vor Havelberg aussteigen, weil die Tour ja wirklich nur für Hartgesottene geeignet ist.“